Bildung und Verantwortung im Jugendstrafvollzug

Am 07. Oktober 2025 hatten wir als Gruppe von Schöffinnen und Schöffen die Gelegenheit, die Jugendanstalt Raßnitz in Schkopau zu besuchen. Zwischen 10:00 und 13:00 Uhr erhielten wir spannende und aufschlussreiche Einblicke in den Alltag, die Aufgaben und die Zielsetzungen dieser bedeutenden Einrichtung des Jugendstrafvollzugs in Sachsen-Anhalt.

Begrüßung durch die Anstaltsleitung

Im Konferenzraum wurden wir herzlich von Olaf Pabst, Leiter des Allgemeinen Vollzugsdienstes, empfangen. Er stellte zunächst die Struktur der Anstalt vor: mehrere Hafthäuser, eine Ausbildungsstätte, ein Sportbereich sowie Einheiten für den offenen Vollzug. Besonders interessant: Auf dem Gelände befindet sich eine eigene Kirche, in der Gottesdienste für die freiwillige Teilnahme der Gefangenen angeboten werden.

Herr Pabst schilderte auch den Tagesablauf der Inhaftierten, erläuterte die aktuelle Auslastung und wies auf den hohen Altersdurchschnitt des Personals hin. Für die Zukunft sei daher eine personelle Verstärkung notwendig, um die intensive Betreuung weiterhin zu sichern.

Schwerpunkt auf Bildung und Ausbildung

Eines der Kernthemen in Raßnitz ist die schulische und berufliche Bildung. Die Jugendlichen – in der Regel zwischen 14 und 24 Jahre alt, mit Haftstrafen von bis zu zehn Jahren – haben die Möglichkeit, Schulabschlüsse nachzuholen und in verschiedenen Bereichen eine Berufsausbildung zu absolvieren.
„Nur durch Bildung und berufliche Qualifikation haben die jungen Menschen nach der Haft eine echte Chance, Fuß zu fassen“, betonte Herr Pabst während seiner Präsentation.

Eindrücke vom Rundgang

Ein anschließender Rundgang führte uns durch die Hafthäuser, Gemeinschaftsräume und die Kirche. In diesen Bereichen wurde der Alltag der Gefangenen anschaulich erläutert, und wir konnten viele Fragen stellen. Besonders hervor stach der offene Umgang mit den Besuchern und die Transparenz, mit der Informationen geteilt wurden.

Nach einer gemeinsamen Mittagspause besichtigten wir die Produktionstätten. Diese Angebote sollen die Jugendlichen gezielt auf ein arbeitsfähiges und selbstständiges Leben nach der Entlassung vorbereiten.

Besuchergruppe_JVA_Raßnitz
Besuchergruppe_JVA_Raßnitz (Foto: Privat)

Fazit und Dank

Der Besuch hat gezeigt: Die Jugendanstalt Raßnitz arbeitet konsequent an der Resozialisierung ihrer Insassen und setzt dabei stark auf Bildung, Disziplin und Förderung individueller Fähigkeiten. Der respektvolle Umgang zwischen Personal und Inhaftierten war bei jedem Gespräch spürbar.

Wir danken der Anstaltsleitung und insbesondere Herrn Olaf Pabst für die umfassenden Einblicke und die gastfreundliche Aufnahme. Der Tag hat uns nicht nur ein besseres Verständnis für die Arbeit im Jugendstrafvollzug vermittelt, sondern auch verdeutlicht, wie wichtig gezielte Förderung und menschliche Zuwendung für eine erfolgreiche Wiedereingliederung sind.